​​​​​​​Die Baunetzte von ERNE werden zu Open-Air-Galerien

Der Slogan „ERNE baut Zukunft“ bildete die Ausgangslage für eine spannende Kunstkampagne, welche auf den ERNE Baunetzen eine Open-Air-Galerie bildet. Die Streetart Künstler Daniel Zeltner, David Monllor, Malik, Benjamin Solt und Pollo 7 haben sich Gedanken gemacht zum Thema „Bauen in Zukunft“.  Entstanden sind völlig unterschiedliche Werke, die kreativ Grenzen überschreiten und somit neue Sichtweisen ermöglichen.

Das Projekt ist entstanden in Zusammenarbeit mit Regula Laux von Xmedia. Ihre Idee, dass die Streetart gut auf die Baunetze passen würde, hat die Verantwortlichen überzeugt. Wir freuen uns, diese „Kunstausstellung“ auf unseren Baustellen zu präsentieren und bedanken uns bei den Künstlern, die ihre Werke mit viel Esprit und Hingabe gestaltet haben.

Roboter, fliegende Häuser und fröhliche Bagger

Malik stellt einen Riesenroboter in leuchtendem ERNE-Rot ins Zentrum. Die monströse Maschine hantiert mit Betonelementen, wird aber – und das fällt erst bei genauerer Betrachtung auf – von einem Menschen gesteuert. Pollo 7 und David Monllor beschäftigten sich mit futuristischen Bauformen, die spielerisch Grenzen überwinden oder visionär am Himmel schweben und mit Motiven aus der Natur kombiniert sind. Benjamin Solt arbeitete in dreidimensionaler Technik mit einer Schaltafel und Beton, viel verwendete Werkstoffe im Bauunternehmen. Die Tetraeder, welche er alle einzeln produziert und sorgfältig angeordnet mit der Schaltafel verschraubt hat, symbolisieren das Bauen für alle Lebensformen und lassen dem Betrachter den Interpretationsspielraum offen. Die bunten und humorvollen Werke von Daniel Zeltner rücken das Thema in ein ganz anderes Licht, der Bagger mit Herzchen zaubert ein Lächeln aufs Gesicht und die vielen warmen Farben bilden auf den grossen Baunetzen eine angenehme Atmosphäre. Die fröhliche Ausstrahlung seiner Sujets setzt ein Zeichen für die positive Zukunft des Bauens.

Das sind unsere neuen Streetart-Netze:

Künstler: Malik

Künstler: Daniel Zeltner

Künstler: Malik

Künstler: Pollo7

Künstler: David Monllor

Künstler: David Monllor

Künstler: Daniel Zeltner

Künstler: Benjamin Solt

Künstler: Daniel Zeltner

Portrait der Künstler

Daniel Zeltner

„Ich male sehr bunt, offen und frei“

„Ich habe die Graffiti-Kultur schon als ganz Kleiner kennengelernt“, erzählt der heute 34jährige Daniel Zeltner. „Entlang der Bahnlinie wird in Basel seit 1983/84 gesprayt und es kommen Leute aus aller Welt.“ Er habe das auch erleben wollen, sprayen, kreativ sein, seine Gefühle ausdrücken. Sein weiterer Weg: Siebdrucker, Schriften- und Reklamegestalter, Schule für Gestaltung, Arbeit in Werbeagenturen.

"UND JETZT STEHE ICH DA UND VERDIENE MEIN GELD MIT AUFTRAGSARBEITEN UND FREIER ARBEIT, DRAUSSEN AN WÄNDEN UND DRIN MIT ZEICHNUNGEN UND ILLUSTRATIONEN"

Mit einem Vater bei der Bahn sei das Besprayen von Zügen ein „no go“ gewesen.  „Naja zumindest durfte es mein Vater sicher nicht erfahren!“ Heute akzeptiere die Familie seine Kunst als seine Arbeit und seine grosse Leidenschaft.

Daniel Zeltner hat seinen ganz eigenen, speziellen Stil. „Ich male sehr bunt,  sehr offen und frei und das widerspiegelt auch meine Persönlichkeit. "Ich bin ein offener Mensch und ich will mit offenem Herzen durchs Leben gehen und Neues kennenlernen.“ Das wolle er auch in seinen Bildern ausdrücken, sagt er, setzt sich die Kopfhörer auf und arbeitet weiter an den großen, fröhlich bunten Kreisen auf dem Garagentor.

Zur Person:

Malik

Kunst verschönert ein Gefängnis

1977 in Aarau geboren und aufgewachsen, besuchte Malik nach der Matura die Kunsthochschule in Bern. Sein handwerkliches Können zeigt sich in Malerei, Graffiti, Illustrationen und Design, aber auch in Skulpturen und Objekten. Er ist der kreative Allrounder, der sich nicht nur mit einer Technik begnügen will.

Begeistert von der Farbigkeit und der Möglichkeit gross und schnell zu arbeiten, entdeckte er anfangs der 90er Jahre die Spraydose als neues Stilmittel. Die grossen Flächen eröffnen ihm neue Perspektiven, sie versprechen Freiheit und grenzenlose Kreativität unter freiem Himmel. Nur mit einer kleinen Skizze oder einer funkelnden Idee im Kopf, lässt er der Inspiration auf riesiger Fläche freien Lauf und überrascht sich somit oft auch gleich selbst mit dem Endresultat.

Solche Umsetzungen sieht man auch im 

PROJEKT "4661 m2 - art in prison", EIN GEFÄNGNIS KOMPLETT IN STREETART GEHÜLLT

ein Kunstprojekt, von Malik initiiert und mitgestaltet, wie es in dieser Form wohl einzigartig ist. Während 2 Jahren gestalteten 16 bekannte Schweizer sowie ein polnischer Künstler 4661 Quadratmeter Rohbeton in der JVA Lenzburg zu einem Gesamtkunstwerk. Dazu erschien ein beeindruckendes Buch „4661m2 – art in prison“.

Zur Person: Jahrgang 1977, Webauftritt: www.malikarts.com

Benjamin Solt

„Die Kunst gibt mir enorm viel zurück“

Die Faszination zum Graffiti und das Arbeiten mit der Sprühdose gaben bei Benjamin Solt den Ausschlag, sich mit künstlerischen Arbeiten auseinander zu setzen. „Graffiti war eine erste Schule für mein Auge. Ich beschäftigte mich eingehender mit Farbe, Form und Komposition.“

„2008 habe ich eine Berufslehre als Maler abgeschlossen und danach mehrere Jahre auf dem Beruf gearbeitet“, erzählt Benjamin Solt. Eine Weiterbildung zum Farbgestalter am Haus der Farbe, vertiefte seine Interessen zur Architektur, Materialität, Farbe und Oberfläche. Ein anschliessendes Kunststudium in Luzern sorgte für den theoretischen und wissenschaftlichen Hintergrund und liess Raum, die eigenen Arbeiten weiter zu entwickeln.

"DAS HANDWERK SPIELTE SCHON IMMER EINE ZENTRALE ROLLE IN MEINEN ARBEITEN."

Benjamin Solts heutige Arbeiten umfassen Wand- und Raumobjekte, Installationen und Malereien. Das Formenvokabular, die Farbigkeit und die Materialität der Werke verweisen dabei immer wieder auf ihren ursprünglichen Kontext der Architektur und des Handwerkes. Die Notwendigkeit auf selbst gefertigte und gegebene Oberflächen, Strukturen und Räume zu reagieren, bildet seinen Antrieb als Künstler und Farbgestalter.

Zur Person: Jahrgang 1987, Webauftritt: www.benjaminsolt.ch

Pollo 7

„Die Schnecke ist das einzige Tier, das mir nicht abgehauen ist“

Das Markenzeichen von POLLO 7 ist die Schnecke, genauer gesagt die Nacktschnecke, laut eigener, augenzwinkernder Aussage „das einzige Tier, das mir beim Abzeichnen nicht abgehauen ist“. Die Schnecke als Frauenakt, als Schattenfigur, als Comic oder mit Reiter oben drauf… Bei einem seiner bisher grössten Werk, NAPOLLON BONAPARTE, wird die Nacktschnecke von Napoleon geritten. POLLO 7 hat den Namen des Werkes in Anlehnung an seinen Künstlernamen kreiert. Und auch für die Wahl seines Pseudonyms liefert der talentierte Nachwuchskünstler gleich einige handfeste Begründungen:

"POLLO 7 SIEHT ÄSTHETISCH AUS, DER NAME ERINNERT MICH AN WELTRAUM UND GRENZENLOSIGKEIT, ER IST EIN TEIL VOM NACHNAMEN VON JACKSON POLLOCK, DEN ICH SEHR SCHÄTZE UND AUF SPANISCH HEISST ‚POLLO‘ HÜHNCHEN UND ICH ESSE HÜHNCHEN SEHR GERNE.

POLLO 7 arbeitet legal, weil  für ihn die Qualität seiner Arbeiten das Wichtigste ist und er die beim illegalen Arbeiten nicht erreichen kann. Vor einiger Zeit hat er seinen sicheren ‚Brotjob‘ an den Nagel gehängt, um ganz auf Kunst zu setzen. Erste internationale Aufträge konnte er bereits verwirklichen, „wenn es so weitergeht, bin ich zufrieden“, so der sympathische junge Schweizer.

Zur Person: Jahrgang 1992, Instagram: https://www.instagram.com/pollo7original/

David Monllor

„Graffiti hat bei jedem zu etwas ganz anderem geführt“

Skurril,  absolut realistisch, aber doch deplatziert wirken Nashorn und Reh in den Altstadtgassen, der Bär auf der Eisscholle kommt einem da schon vertrauter vor. Die Arbeiten von David Monllor drehen sich meist um die Bedrohung des Lebensraumes, um das ökologische Ungleichgewicht. Doch das war nicht immer so: „In meiner Jugendzeit war mein ganzer Freundeskreis in der Hip-Hop Szene, ich habe mich jahrelang mit Typographie und Buchstabentechnik beschäftigt, also mit wirklich klassischem Graffiti“, erzählt David Monllor, der 1987 als Sohn einer italienischen Mutter und eines spanischen Vaters in der Schweiz, im Kanton Aargau zur Welt kam. David Monllor bezeichnet sich als Autodidakt, ‚learning by doing‘ sei seine Devise. Er findet es schade, dass in der Schweiz nirgends mehr traditionelle Malerei unterrichtet wird. „Eine Kunsthochschule würde mir, bei dem, was ich mache, also in Bezug auf die Maltechnik, wohl nicht viel bringen…“

 

IRGENDWANN SEI IHM LANGWEILIG GEWORDEN: "ICH FING AN, NUR MIT SPRAYDOSEN FIGURATIVE SACHEN ZU MACHEN, FOTOREALISTISCH, WAS AUCH JAHRELANG SEHR SPANNEND WAR, WEIL ES NICHT VIELE LEUTE GAB, DIE MIT DIESER TECHNIK ARBEITETEN."

 

Heute arbeite er überwiegend mit Ölfarben und kaum mehr mit der Dose und verbringe mehr Zeit im Atelier, als draussen auf der Strasse. Dorthin ziehe es ihn nur noch mit Kollegen. Das Interessante sei, dass die gleichen Wurzeln, das Graffiti, bei jedem zu etwas ganz anderem geführt hätten. „Das bringt beim gemeinsamen Arbeiten einen Stilmix, der unheimlich spannend ist.“

Zur Person:

Buchtipp - Every Wall Is a Door

Urban Art: Künstler. Werke. Storys.

Riesengrosse Murals prangen an meterhohen Gebäudefassaden, subtil zieren feine Stencils Stromkästen oder U-Bahn-Stationen. Urban Art verwandelt die städtische Struktur in eine allgegenwärtige Freiluftgalerie.

Trotz oder gerade aufgrund ihrer Vergänglichkeit prägen diese Kunstwerke die Stadt – und die Stadt prägt ihre Künstler: Sie fräsen Porträts in Stein, zeichnen filigrane Ornamente, schaffen dreidimensionale Installationen oder sprayen fotorealistische Gemälde und fantasievolle Figuren – mal politisch motiviert und illegal, mal als Hommage an die eigene Kreativität und künstlerische Freiheit oder auch als Auftragswerk.

Every Wall Is a Door erzählt die Geschichten von herausragenden bekannten und auch unbekannten Street Artists und zeigt ihren individuellen Beitrag zur weltweit immensen Vielfalt der Urban Art – von Berlin und New York über Havanna und Zürich bis zu weit abgelegenen Inseln wie La Réunion und den Azoren.

Auch die Schweizer Künstler der ERNE-Werbekampagne kommen in dem Buch vor.

BENTELI Verlag, ISBN 978-3-7165-1844-1, Autoren: Regula Laux / Jean-Marc Felix, Ausgaben in Englisch und Deutsch, Preis: 39,50 CHF / 34.- €, zu beziehen im Buchhandel oder unter www.lauxmedia.ch